Die Welt der Bordeaux primeurs

Einmal im Jahr treffen sich Weinleute aus der ganzen Welt in Bordeaux zum degustieren. Ich hatte die Gelegenheit an solchen Degustations-Tagen teilzunehmen.

Nein, es ist nicht wie in Filmen im Mittelalterstil wo Holzfässer angestochen werden und sich ein Besäufnis anbahnt. Dezent in Hemden und Vestons, degustieren Einkäufer und die Fachpresse aus der ganzen Welt die neuen Bordeaux-Weine.

Die Preise der Weine dieser Region werden (in)offiziell hier festgelegt. In dieser einen Woche…

…Und alle diese Preise können direkt von the top ins Bodenlose stürzen, wenn zum Beispiel die Kritikerschaft des Wein-Magazins „Wine Spectator“ (Zugpferd Robert Parker) die grössten Weine des Bordeaux kritisiert und bewertet hat. Eine verrückte Sache…

Kauft man einen Bordeaux also im Voraus (zu einem bestimmten Preis) kann es sein, das sich dieser nach einem Jahr und zahlreichen Kritiken verdreifacht, oder vervierfacht hat, genauso gut kann dieser Wein aber nur noch die hälfte Wert haben.

Je höher die Klasse des Chateaux, desto mehr wird damit spekuliert. Sehr schade eigentlich…Denn Wein sollte allen zugänglich sein.

Zurück zu den Degustations-Tagen.

Was geschieht da?

Man reist nach Bordeaux und besucht diverse Degustationen von Verbänden oder von Händlern organisiert. Es werden quasi nur 2010er (oder einfach: Der aktuelle Jahrgang) degustiert, und bei Händlern kann man häufig vorgängige Jahrgänge degustieren, um diese mit dem aktuellen zu vergleichen.

Als Einkäufer schmeckt man die „Richtung“ des Weines ab: Entsprechen die Bordeaux dem Gout der Käuferschaft? Ist zuviel Säure vorhanden? Leisten die Winzer immer noch qualitativ-hochstehende Arbeit?…Und so weiter.

Einkäufer gehen auf Trouvaillen-suche, oder sie wollen einfach nur degustieren, damit sie wissen, was sie ihren Kunden verkaufen. Wichtig ist natürlich auch der soziale Aspekt: Man trifft „seinen“ Wine-Broker auf Platz, häufig trifft man Gutsherren- /Damen, oder alte Freunde aus der Weinbranche. Man diskutiert untereinander: „Hey, der Beychevelle ist dieses Jahr auffällig Sauer, und die Tannine sind härter als auch schon“. So entsteht ein Bild des neuen Jahrgangs und eine Bewertung, zuhause angekommen werden die Einkäufer ihre Notizen und Gespräche verwerten, und mit den Weinhändlern in Bordeaux einen angemessenen Preis aushandeln.

Auf der 4-Tägigen Reise konnten wir alle Appellationen kurz besuchen ausser Graves und Sauternes. Das Programm während den Degustationstagen ist sehr streng, und voll gepackt mit Terminen und Degustationen…

An einem Tag besucht man mehrere Degustationen, ist von morgens bis abends mit Fachsimpeln und degustieren beschäftigt, redet viel und tauscht Kontakte aus. Die Distanzen von Appellation zu Appellation sind relativ kurz und man kann wirklich viel von der Gegend in kurzer Zeit sehen. Vorausgesetzt man hat ein Auto, den mit ÖV kommt man zum teil nicht an die ganz schönen Schlösser hin.

Hier einige Eindrücke von Bordeaux:

Die Reben des Ch. Mouton Rothschild, einem premier grand-cru classé, Pauillac.

Das berühmte Ch. Pétrus, Pomerol. Absolut unspektakulär und unauffällig gelegen, aber der Mythos ist halt schon speziell

Eines der schönsten Chateaux: Chateau Pichon Longueville in Pauillac (vis-à-vis liegt das Pichon Longueville comtesse de Lalande und Ch. Latour)

Das beste entrecote (!!) erhält man im gleichnamigen Restaurant „l’entrecote“ in Bordeaux. Wir mussten Ca. eine Stunde anstehen um einen Platz zu ergattern. Das Menü: Salat, Entrecote mit Frites. Preis: 16 Euro. Genuss: Unglaublich! Und wenn man nicht gerne Fleisch hat, sollte man dieses Restaurant lieber meiden!

Es hat uns gereicht um kurz ans Meer zu fahren, von Bordeaux aus etwas mehr als eine Stunde erreichbar. Lacanau ist bekannt fürs Surfen. Ich habe aber lieber meine Füsse hoch gelagert.

Bordeaux ist auf jeden Fall eine Reise wert! Die meisten Schlösser  können auf Anmeldung besichtigt werden. Ein Besuch der Appellation St. Emilion, insbesondere des schönen Städtchens von St. Emilion lohnt sich wirklich!

Die Firma Weinkellerei Stämpfli in Laupen verkauft eine grosse Bandbreite an ausgezeichneten Bordeaux! Und für jede Brieftasche.

Vom 12. bis 14. Mai können viele Bordeaux in Laupen degustiert werden. Ein Besuch lohnt sich!

 

 

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